Dr. Guido Kleinschmidt wurde auf der Präsidiumssitzung des Messequartetts GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST im Juli 2018 einstimmig zum Präsidenten der METEC 2019 gewählt. Der Chief Technical Officer der SMS group ist als Botschafter der Branche das zentrale Gesicht nach außen – egal, ob gegenüber der Industrie, der Wissenschaft, den Medien oder anderen Zielgruppen.
Wie bewerten Sie die aktuelle Situation in der Metall- und Stahlindustrie im Allgemeinen?
Dr. Guido Kleinschmidt: Nach schwierigen Jahren hat sich die Situation der Stahlhersteller verbessert. Die Stahlpreise sind deutlich gestiegen und die Gewinne vieler unserer Kunden entwickeln sich entsprechend. Allerdings muss man auch festhalten, dass es weiterhin globale Überkapazitäten in der Stahlherstellung gibt: Rund 30 Prozent der Kapazitäten werden aktuell nicht genutzt. Dies entspricht in etwa dem Fünfzehnfachen der deutschen Stahlindustrie.
Was bedeutet für Sie Industrie 4.0?
Kleinschmidt: Am anschaulichsten wird unsere Vorstellung von Digitalisierung oder Industrie 4.0 am Beispiel des Lernenden Stahlwerks. Das Lernende Stahlwerk optimiert und steuert sich selbstständig und zwar basierend auf menschlichem Know-how, physikalischen Zusammenhängen und komplexen mathematischen Modellen. Dies geschieht online und in Echtzeit. Hierdurch werden wesentliche Leistungsparameter verbessert; so zum Beispiel Produktqualität, Durchlaufzeit, Termintreue, Output und am Ende des Tages der Gewinn unserer Kunden. Unser bisheriger und auch zukünftiger Erfolg basiert vor allem auf der Vernetzung sämtlicher beteiligter Aggregate eines Stahlwerks miteinander auf der einen Seite, aber auch die Vernetzung mit den Systemen der Lieferanten und Kunden auf der anderen Seite.
Wie wichtig ist die Globalisierung der Branche?
Kleinschmidt: Aufmerksam beobachten wir die geopolitischen Entwicklungen, die natürlich Einfluss auf unser Geschäft haben. Die Auswirkungen der Sanktionen auf den Iran oder Russland sowie die Brexit-Unsicherheit sind hier prominente Beispiele. Wir beobachten die Entwicklungen rund um Protektionismus und Handelsbeschränkungen aufmerksam. SMS ist ein starker Vertreter des freien Handels, auch wenn wir gelegentlich von Marktentwicklungen wie aktuell in den USA profitieren. Globale Megatrends wie Urbanisierung, grüne Energie, Konnektivität oder Mobilität haben auch Einfluss auf unsere Industrie. Wir reagieren auf diese Trends nicht nur, sondern treiben diese durch innovative Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle auch aktiv mit voran.
Welche Rolle spielt die METEC als Matchmaker, Kontaktplattform und Ausstellungsmesse?
Kleinschmidt: Die METEC ist unsere größte und wichtigste Messe. Als Weltmarktführer mit Sitz in Düsseldorf freuen wir uns besonders darauf, die ganze Branche bei uns willkommen zu heißen. Wir leben in spannenden Zeiten. Die ganze Industrie ist im Umbruch. Partnerschaftliche Beziehungen zwischen unseren Kunden und uns werden zunehmend wichtiger. Insofern bietet die METEC die ideale Plattform für uns, unseren Kunden eine Vielzahl von Innovationen zu zeigen!