An seinem Altstandort Schwandorf unterhält Hydro drei Rotschlamm-Deponien. In diesen Deponien lagern Rückstände aus dem Betrieb des deutschen Aluminiumproduzenten VAW aus den 1930er-1990er Jahren. Mit der Übernahme von VAW im Jahr 2002 wurde der Standort Teil von Hydro. Zum damaligen Zeitpunkt war der Standort bereits stillgelegt worden.
Hydro hat zum 1. Oktober 2023 die Wasseraufbereitung übernommen, die bis dahin ausgelagert war. Mit dem Bau einer neuen Wasseraufbereitungsanlage sollen ein erhöhter Automatisierungsgrad sowie ein reduzierter Einsatz von Chemikalien erreicht werden. Gleichzeitig wird die Arbeitssicherheit für die Belegschaft vor Ort erhöht. Die neue Wasseraufbereitungsanlage ist auf die Anpassung an den Klimawandel mit zukünftigen Extremwetterereignissen ausgelegt.
Fünf-Stufen-Plan
Das Projekt wird in mehreren Schritten durchgeführt. Zunächst wurde neben der alten Wasseraufbereitungsanlage eine temporäre Anlage errichtet und am 1. Oktober 2023 in Betrieb genommen. Als nächstes erfolgt der Rückbau der alten Wasseraufbereitungsanlage. Am Standort wird eine neue permanente Wasseraufbereitungsanlage errichtet, die dann die temporäre Anlage ablöst.
Die neue permanente Wasseraufbereitungsanlage in Schwandorf soll im 2. bzw. 3. Quartal 2024 in Betrieb gehen. In den kommenden zwei Jahren plant Hydro, ca. 5-6 Millionen Euro in die Altstandorte Schwandorf und Stulln in der Region Oberpfalz zu investieren.
„Hydro verfügt über spezielle Fähigkeiten und Ressourcen, um unser weltweites Portfolio an Alststandorten zu managen. In den Deponien in Schwandorf werden wir modernste Technologie einsetzen und sowohl die Boden- als auch die Wasserumgebung schützen“, so Bjørn Kjetil Mauritzen, Head of Sustainability bei Hydro.
Neues Regelwerk
Die Absetzanlagen der stillgelegten Altstandorte in Schwandorf und Stulln fallen unter den globalen Industriestandard für die Lagerung und Entsorgung von Aufbereitungsrückständen (Global Industry Standard on Tailings Management – GISTM). Das Rahmenwerk GISTM wurde 2020 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), der Investoreninitiative PRI und dem International Council on Mining & Minerals (ICMM) eingeführt. Es soll dazu beitragen, die Sicherheit, Nachhaltigkeit und das Gesamtmanagement von Absetzanlagen in der Bergbauindustrie zu erhöhen.
„Die Implementierung des GISTM in der Bergbauindustrie ist wichtig, um Risiken zu mindern, nachhaltige Betriebsabläufe zu fördern und Vertrauen aufzubauen. Angesichts des dynamischen Charakters der Rahmenbedingungen wird mit dem GISTM ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess eingeführt, der modernste Technologie, integrierte Denkansätze, proaktive Maßnahmen, Zusammenarbeit und Wissenserwerb nutzt“, so Mauritzen.
Kontext
Durch unsachgemäße Entsorgung oder bei der Lagerung von Rotschlamm war es in der Vergangenheit zu mehreren Katastrophen gekommen, die zahlreiche Menschenleben gekostet und Ökosysteme zerstört hatten. Im Jahr 2019 starben durch den Dammbruch im brasilianischen Brumadinho mindestens 270 Menschen. Der Staudamm, den der TÜV Süd für sicher erklärt hatte, gehörte zu einer Mine des Bergbaukonzerns Vale. Weitere Beispiele sind der Dammbruch von Bento Rodrigues im Jahr 2015 beim brasilianischen Bergbauunternehmen Samarco Mineração oder der Kolontár-Dammbruch im Jahr 2010 in Westungarn, Aluminiumhütte MAL AG.