06.01.2015
„Um 17.03 Uhr haben wir das Material pünktlich angeliefert.“ sagt Konstantin Bikar mit einem Augenzwinkern. Denn die Lieferung wurde lange vorbereitet und hat den längsten Weg zurückgelegt, den jemals NE-Metalle des südwestfälischen Familienbetriebs Bikar-Metalle mit Stammsitz in Bad Berleburg genommen haben. Die Sonde Rosetta legte seit dem Start am 2. März 2004 rund 6,5 Mrd. km zurück. Das Material, das nun auf dem Kometen ist, hat die Werkshallen also bereits vor rund 15 Jahren verlassen.
„Ich habe vor dem Fernseher gesessen und mitgefiebert“, zeigt sich der Geschäftsführer des Unternehmens begeistert von dem Projekt. Und zwar, weil der Metallspezialisten Material für die Raumsonde Rosetta und die Landeeinheit Philae geliefert hatte. Für Konstantin Bikar war das spektakuläre und weltweit beachtete Ereignis damit aus gutem Grunde von großem Interesse.
Die weltraumtauglichen Metalle, die mit der Raumsonde Rosetta ins All geschickt wurden, sind seinerzeit von Bikar-Metalle an das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen geliefert worden. Dieses zählt schon seit den 1990er Jahren zu den Kunden des Unternehmens, das auch für andere Weltraummissionen schon spezielle Metalle geliefert hat. Hier ist eine Partnerschaft entstanden, die bereits seit vielen Jahren besteht. Ein Punkt ist dabei von enormer Bedeutung: das große und umfangreiche Lieferprogramm von Bikar. Ob Aluminium, Kupfer, Messing, Bronzen, Kunststoffe oder Silberstahl, in Form von Blechen, Platten, Zuschnitten, Ronden, Ringen, Stangen, Rohren, Profilen oder Zeichnungsteilen – fast jeder Wunsch wird hier erfüllt.
Das hochfeste Luftfahrtmaterial wird vor der Auslieferung auf Herz und Nieren geprüft. Denn es muss ganz besonderen Belastungen standhalten – wie der Bohrer des Kometen-Lander Philae. Der ist aus Aluminium aus Bad Berleburg gefertigt. Das Material hat eine hohe Festigkeit, gleichzeitig aber eine gewisse Grundelastizität, obwohl es nur wenige Gramm wiegt. Das ist die andere wichtige Voraussetzung, die es bei Missionen jenseits der Erde zu erfüllen gilt. Alles muss so leicht sein wie möglich. „Für solche Anforderungen können Sie kein Material von der Stange nehmen.“, so Konstantin Bikar.
Für spezielle Legierungen ist sein Unternehmen bekannt. Neben den Standardprodukten aus Aluminium, Kupfer, Messing und Bronze hat Bikar mit der Produktreihe Formodal eigene Aluminiumwerkstoffe für Guss- und Walzplatten entwickelt, die besondere Eigenschaften aufweisen.
Dabei ist der Einsatz der Werkstoffe des Familienbetriebs mit seinen mittlerweile 300 Mitarbeitern in Raumfahrtprojekten keine Seltenheit. Konstantin Bikar: „Wir haben auch schon für eine Marssonde Metall geliefert. Aber manchmal bekommen wir gar nicht mit, wo unser Metall noch rumfliegt.“
Gleichwohl nimmt das Rosetta-Projekt für den Unternehmer eine Sonderstellung ein: „Es ist faszinierend für mich, was Menschen über eine solche Entfernung und einen solchen Zeitraum punktgenau schaffen können.“ Aber noch faszinierender ist für ihn, dass auf dem Kometen 67P Metall durchs Weltall fliegt, das vor 15 Jahren noch in den Händen seiner Mitarbeiter lag.
Die Bikar-Gruppe baut ihre Kapazitäten derzeit massiv aus. Am Standort Korbußen, direkt an der A4 gelegen, entstehen auf 17.000 m² ein neues Hochregallager mit angeschlossenem Zuschnittzentrum sowie ein zweites Produktionszentrum für Aluminiumgussplatten.
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