23.07.2015
Vor fünf Jahren hat sich der Innovationskreis Automobilzulieferer gegründet: Zusammengeschlossen sind darin renommierte niedersächsische Zulieferunternehmen für Autohersteller, unter anderem auch die Soltauer Firma G.A. Röders. Das Treffen zum fünften Bestehen stand Ende Mai auf dem Plan - zum ersten Mal waren Gerd und Andreas Röders Gastgeber der Runde. Und zum „Geburtstag“ konnten die Unternehmer mit dem Niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies einen prominenten Politiker begrüßen. Auf dem Besuchsprogramm standen nicht nur verschiedenen Vorträge, sondern auch ein Rundgang durch das Soltauer „Vorzeigeprojekt“, das Leichtmetallzentrum.
Mehr als 70 Vertreter niedersächsischer Zulieferunternehmen haben am vergangenen Donnerstag in Soltau über aktuelle Trends der Automobilindustrie diskutiert. Der Innovationkreis Automobilzulieferer trifft sich regelmäßig bei einem der angeschlossenen Unternehmen. Der Zusammenschluss ist eine Initiative von Niedersachsen-Metall, dem ADK (Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie) sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover. Ziel, so machte Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Bürogemeinschaft der Arbeitgeberverbände Hannover, deutlich, sei es gewesen, die Kräfte zu bündeln und weltweite Beziehungen zu Automobilherstellern zu entwickeln. Und dies alles, unterstrich Schmidt, ohne öffentliche Gelder. Mit Niedersachsen-Metall, hob Schmidt hervor, verbinde die Gießerei G.A. Röders eine lange Geschichte: 40 Jahre lang war Eckart Röders im Vorstand des Verbandes. Und das Soltauer Unternehmen Röders, das mittlerweile in der sechsten Generation geführt werde, zeige „Familientradition at its best“. „Wir freuen uns, dass wir heute das Leichtmetallzentrum vorstellen können“, machte Gerd Röders, mit seinem Cousin Andreas Geschäftsführer des Betriebes, in seiner Begrüßung deutlich. Sei sein Vater zunächst noch der Meinung gewesen, „Forschung ist nichts für den Mittelstand“, so habe sich Eckart Röders schließlich doch überreden lassen, ab den 1980er- Jahren mit dem Institut für Schweißtechnik der Universität Braunschweig zusammenzuarbeiten. Im vergangenen Jahr sei nun als Kooperation mit der Universität Braunschweig das Leichtmetallzentrum entstanden, das ermögliche, unter Industriebedingungen in Soltau zu forschen. Auch Wirtschaftsminister Lies lobte die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft: Diese Verzahnung über eine größere räumliche Distanz sei nicht selbstverständlich, das Leichtmetallzentrum eröffne aber wichtige Chancen in der Entwicklung: „Leichter, günstiger und möglichst morgen“ seien die Anforderungen an Produkte im internationalen Wettbewerb, „Eigentlich unmögliche Inhalte“, betonte Lies im Hinblick auf die Anforderungen an die Zuliefererindustrie. Als Referenten sprachen bei dem Treffen Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft der Universität Duisburg-Essen und „mehr als ein Experte“, wie Schmidt betonte, sowie Professor Klaus Dilger von der Technischen Universtität Braunschweig, der unter dem Motto „uni@industrie“ unter anderem das Leichtmetallzentrum vorstellte. Dudenhöffer widmete sich in seinem Vortrag der Zukunft der deutschen Automobilzuliefererindustrie, die er durchaus positiv sieht, unter anderem angesichts der wachsenden Märkte in China und in den USA; West-Europa zeige eine langsame Erholung nach den vergangenen Krisen. Deutsche Unternehmen, so Dudenhöffers Appell, müssten aber vor allem in Forschung und Entwicklung etwa bei Elektrofahrzeugen „dranbleiben“ - ansonsten würden diese in Asien produziert. Die Stärke der deutschen Zulieferer sei die Qualität, machte der Professor deutlich. Hier sollten die Betriebe trotz des Kostendrucks stark bleiben: „Widerstehen sie“, so Dudenhöffers Aufruf. „Lassen sie sich nicht knebeln.“ Lieber sollten die Unternehmen den Verzicht auf einen Auftrag riskieren, als an der Qualität zu sparen – warnend lieferte der Professor den Niedergang japanischer Unternehmen, die einst für hohe Qualität bekannt waren, als Beispiele. Nach einer Diskussion über Elektromobilität und Null-Emissionsmobilität, die wachsende Vielfalt der Modellpaletten der Erstausrüster (OEM) bei gleichzeitig steigenden Qualitätsansprüchen auf der einen und ebenso steigendem Kostendruck auf der anderen Seite sowie das automatisierte Fahren stand dann das Leichtmetallzentrum im Fokus des Treffens: Zunächst im Vortrag von Professor Dilger, dann bei einem Rundgang durch die Werkhallen der Firma Röders. Entstanden ist das Leichtmetallzentrum Soltau unter Mitwirkung der Technischen Universität (TU) Braunschweig, der Metallwirtschaft und der Ansiedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (AWS). So wurde in den Räumen von G. A. Röders eine Gießmaschine aufgestellt, die die Studenten der TU nutzen können, unterstützt von Röders-Mitarbeitern: Für ihre anwendernahen Forschungen kommen die Braunschweiger Studenten nach Soltau, um hier auf die Erfahrungen der Fachkräfte des Druck- und Spritzgussunternehmens zurückgreifen zu können. (Quelle: Heide Kurier vom 31. Mai 2015)
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