Katalysator Ukraine-Krieg
Bekannter ist ein Beschluss vom März 2022: Unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine verkündete die Kommission ihren Plan „REPowerEU". Er markiert eine Trendwende: Ab sofort stand bei der Diskussion um Wasserstoff nicht primär Nachhaltigkeit, sondern Versorgungssicherheit im Vordergrund. "Energieunabhängigkeit" wurde zum Schlagwort. In diese Zeit fallen die Pläne zur Diversifizierung der Energieimporte, auch durch LNG. Doch welcher Energieträger eignet sich besser zur Herstellung energetischer Unabhängigkeit als der potenziell überall produzierbare Wasserstoff, der ohnehin Kernbestandteil des Green Deals war?
Das Henne-Ei-Problem
Während Wasserstoff seitdem europaweit eine immer größere Öffentlichkeit erlebt, wird auch die Forderung nach konkreten Maßnahmen lauter. Insbesondere die Industrie- und Energiebranche sehen sich vor die Frage gestellt, ob und wann es sich lohnt, in Wasserstoff zu investieren. Das Dilemma bezeichnen viele als Henne-Ei-Problem:
Wenn potenzielle Hersteller und Netzbetreiber in Produktion, Speicherung oder Transport von Wasserstoff investieren, könnte es sein, dass es für ihr Angebot am Ende keine oder nicht genügend Nachfrage gibt – ganz zu schweigen von ungeklärten Rechtsfragen, insbesondere im Fernleitungsnetzbereich. Produzenten und Netzbetreiber fürchten, mit solchen „stranded assets" viel Geld zu verlieren. Umgekehrt zögern viele Kommunen und Betriebe, die Wasserstoff nutzen könnten, mit der Investition in entsprechende Infrastrukturen und Technologie, da unklar ist, ob perspektivisch genügend Wasserstoff bereitsteht. Das betrifft insbesondere die Prozessindustrie.