Der Stahlerzeuger ArcelorMittal hat im belgischen Gent eine Pilotanlage zur Kohlenstoffabscheidung am Hochofenabgas in Betrieb genommen.
Die Pilotanlage zur Kohlendioxidabscheidung soll in Gent ein bis zwei Jahre lang in Betrieb sein, um die Machbarkeit der Technologie zu testen, die im Erfolgsfall einen beträchtlichen Teil der Emissionen des Standorts Gent abscheiden könnte. An Aufbau und Inbetriebnahme der Anlage arbeiten die Ingenieure seit Januar vor Ort.
Im Oktober 2022 kündigten ArcelorMittal, Mitsubishi Heavy Industries (MHI), BHP und Mitsubishi Development ihre Zusammenarbeit bei einer mehrjährigen Erprobung der MHI-Kohlenstoffabscheidungstechnologie (Advanced KM CDR ProcessTM) an mehreren Kohlendioxid (CO2)-Emissionspunkten an, beginnend am Stahlwerk in Gent. Die Pilotanlage zur Kohlenstoffabscheidung werde zunächst mit Hochofenabgasen und Abgasen aus dem Vorwärmofen des Warmwalzwerks getestet und hat laut ArcelorMittal das Potenzial, auch für die Abscheidung anderer wichtiger Stahlerzeugungsgase, wie z. B. Reformerabgase aus einer DRI-Anlage (Direct Reduced Iron), eingesetzt zu werden.
Die Entwicklung der Kohlenstoffabscheidungslösung in Gent könnte laut Unternehmen in mehrere CO2-Transport- und -Speicherprojekte einfließen, die derzeit in der Nordseeregion entwickelt werden, und zu globalen technologischen Lösungen beitragen, die für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion erforderlich sind. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine jährliche CO2-Speicherkapazität von 50 Millionen Tonnen zu erreichen, die im Rahmen des Net-Zero Industry Act vorgeschlagen wird. Darüber hinaus schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass die CCUS-Technologie bis 2050 für mehr als 37 Prozent der primären Stahlproduktion eingesetzt werden muss, was 399 Mtpa CO2 entspricht (Quelle: IEA Net Zero Roadmap - 2023 update).
Um besser zu verstehen, wie die Kohlenstoffabscheidungstechnologie von MHI in bestehende Stahlwerke integriert werden kann, unterstütze ArcelorMittal den Versuch in Gent, wobei MHI seine proprietäre Kohlenstoffabscheidungstechnologie bereitstelle und die technischen Studien unterstützt. BHP und Mitsubishi Development, die als Hauptlieferanten von hochwertigen Stahlrohstoffen für die europäischen Betriebe von ArcelorMittal fungieren, unterstützen die Finanzierung des Versuchs.
Manfred Van Vlierberghe, CEO von ArcelorMittal Belgien, sagte bei der Konsortialsitzung in Gent: „Die Bemühungen von ArcelorMittal Belgien zur Dekarbonisierung lassen sich in drei Achsen zusammenfassen. Die erste Achse konzentriert sich auf Energieeffizienz: Wiederverwendung von Abwärme und erneuerbare Energie. Bei unserer zweiten Achse ersetzen wir Kohle durch eine Kombination aus Gas und Elektrifizierung. Und die dritte Achse schließlich basiert auf der zirkulären Nutzung von Kohlenstoff - CCU und CCS. Hier ist die Installation der Kohlenstoffabscheidungsanlage an unserem Hochofen in Gent ein gutes Beispiel. Unser Hauptziel ist es, völlig kohlenstofffreie Prozesse zu erreichen. Ein radikaler Wandel ist schwierig, daher begrüßen wir jeden Schritt, der uns unserem Ziel näher bringt.“
Der Pilotversuch in Gent soll zwei Phasen umfassen. In der ersten Phase geht es darum, das CO2 aus dem Gichtgas des Hochofens abzutrennen und abzufangen, und zwar mit einer Rate von etwa 300 kg CO2 pro Tag - eine technische Herausforderung aufgrund der unterschiedlichen Verunreinigungen im Gichtgas. In der zweiten Phase wird die Abtrennung und Abscheidung von CO2 aus den Abgasen des Vorwärmofens der Warmbreitbandstraße getestet, in dem ein Gemisch aus Industriegasen wie Koksgas, Hochofengas und Erdgas verbrannt wird.
Quelle: ArcelorMittal