Aluminiumindustrie mit Schlüsselfunktion zu mehr Nachhaltigkeit
Aluminiumindustrie mit Schlüsselfunktion zu mehr Nachhaltigkeit
Mit der schrottbasierten Aluminiumproduktion lassen sich rd. 95 % der Energie gegenüber der klassischen Produktion von Primäraluminium einsparen – ein großer Hebel zu mehr Nachhaltigkeit. Bild: Alcoa
Der Trend zu Leichtbau und E-Mobilität sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien sind wichtige Treiber der Nachfrage nach Aluminium. Zur Deckung des Aluminiumbedarfs und zur Verbesserung der Energiebilanz und des CO2-Ausstoßes ist ein weiterer Ausbau der Recyclingkapazitäten notwendig, wie Dennis Rheinsberg von der IKB Deutsche Industriebank schreibt.
Aluminium spielt auf dem Weg zur Klimaneutralität eine wichtige Rolle, schreibt Dennis Rheinsberg, Direktor Head of Energy, Utilities & Resources der IKB Deutsche Industriebank im aktuellen Bericht „Aluminiumindustrie mit Schlüsselfunktion zu mehr Nachhaltigkeit.“ Einerseits ist dessen Herstellung extrem energieintensiv, sodass sich durch Investitionen in verstärktes Recycling sowie die Energie- und Ressourceneffizienz große Mengen Treibhausgase einsparen lassen. Andererseits setzt sich der Anstieg der industriellen Nachfrage nach dem Leichtmetall aufgrund seiner positiven Eigenschaften branchenübergreifend fort. Mit dem wachsenden Interesse von Endkunden und somit auch nachgelagerten Wertschöpfungsstufen an dem Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch das ESG-Reporting weiter an Bedeutung. Zudem werden mit der stufenweisen Umsetzung der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) sukzessive alle Unternehmen von regulatorischen Berichtspflichten erreicht werden, für die Mehrzahl der größeren Unternehmen greifen verbindliche Berichtsstandards ab dem Geschäftsjahr 2025.
Global stieg die Primäraluminiumproduktion2023 um 2,3 % und erreichte mit 70,6 Mio. t einen neuen Rekordwert. Der Anstieg der chinesischen Produktion war im letzten Jahr der Treiber des globalen Wachstums. Quelle: IKB Deutsche Industriebank
Konjunkturabkühlung und Energiepreise belasten europäische und deutsche Produktion
Trotz des starken Rückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2022 liegen die Energiepreise immer noch signifikant über dem Niveau der späten 2010er Jahre, insbesondere wenn die Abgaben und Umlagen trotz einzelner Entlastungen hinzugerechnet werden. Insofern überrascht in Verbindung mit der konjunkturell bedingten Nachfrageschwäche der erneute Rückgang der europäischen Aluminiumproduktion um 7 % im vergangenen Jahr nicht. In Deutschland betrug der Rückgang sogar 10 % auf 2,98 Mio. t mit einem Minus von 45 % bei der Produktion von Primäraluminium auf nur noch rd. 190 000 t, worin sich auch die Schließung einer von vier verbliebenen Hütten widerspiegelt. Auch in der Weiterverarbeitung verzeichnete die deutsche Aluminiumindustrie mit 9 % ein deutliches Minus. Besonders stark fiel der Rückgang bei den Strangpressprodukten um 15 % auf rd. 500 000 t aus. Der Rückgang von 7 % bei den Walzprodukten auf rd. 1 830 000 t komplettiert das schwache Bild. Global hingegen stieg die Primäraluminiumproduktion um 2,3 % und erreichte mit 70,6 Mio. t einen neuen Rekordwert. Der Anstieg der chinesischen Produktion war im letzten Jahr der Treiber des globalen Wachstums. Für die nächsten Jahre erwartet die IKB ein moderates Wachstum der weltweiten Primärproduktion auf 75 Mio. t im Jahr 2027 und somit eine Fortsetzung des strukturellen Angebotsdefizits. Denn auf der Nachfrageseite sorgen der Trend zum Leichtbau und zur E-Mobilität sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien weiterhin für zusätzliche Impulse. Ein weiterer Ausbau der Recyclingkapazitäten zur Deckung des Aluminiumbedarfs und zur Verbesserung der Energiebilanz und des CO2-Ausstoßes ist notwendig. Mit der schrottbasierten Aluminiumproduktion lassen sich rd. 95 % der Energie gegenüber der klassischen Produktion von Primäraluminium einsparen – ein großer Hebel zu mehr Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit gefragt. Hydro investiert 180 Millionen Euro in ein neues spanisches Aluminium-Recyclingunternehmen. Bild: Hydro
ESG-Reporting bei vielen Unternehmen noch ausbaufähig
Die schwache Konjunktur und hohe Energiekosten belasten die europäische und insbesondere auch deutsche Aluminiumindustrie. Mittelfristig sollte aber die europäische Klimaschutzpolitik für Impulse auf der Nachfragseite sorgen. Der Hochlauf der E-Mobilität erfordert mehr Leichtbau in der Automobilbranche, die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden und nicht zuletzt der Photovoltaik-Boom im Rahmen der Energiewende zieht einen hohen spezifischen Aluminiumbedarf nach sich. Gleichzeitig wird von Endkunden und Weiterverarbeitern in der Wertschöpfungskette zunehmend der Grad der Nachhaltigkeit in der Produktion hinterfragt. Insofern sind etwaige Lücken in der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur aufgrund der vom Gesetzgeber gesetzten Fristen kurzfristig zu schließen. Quelle: IKB Deutsche Industriebank